Presse

„Bei Susanne Wüthrich wird das Formen und Wachsen für den Betrachter
zum unmittelbaren Erleben. Schlank und elegant streben ihre Gestalten
empor – Menschen, deren Ausdruck auf den körperlichen Gestus reduziert
ist, die in Ihrer Typisierung aber das Streben der Künstlerin nach innerer
Harmonie überzeugend verkörpern. Ein kreativer Geist hat hier seine adä-
quaten Werkstoffe gefunden: Die Künstlerin modelliert schamottierten Ton,
dem sie mit verhalten schimmernder Glasur einen metallischen Anstrich
verleiht, um Eisenstäbe.“

                                                                               Der Bund (h.k.)

Spontan, neugierig und unbeschwert geht Susanne Wüthrich ans Werk.
Stück um Stück baut sie ihre lanzenförmig aufgerichteten Figuren aus
schamottiertem Ton um einen Eisenstab.
Wie fedrige Wedel und tanzende Flundern schunkeln die  verwitterten Kör-
per auf  ihrem nadelartigen Eisenfuss. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten
sind sie nur noch erahnbar, die Arme, Beine und Köpfe der Nadelmenschen.
Geradlinigkeit beherrscht die glasierten Körperhüllen, die Susanne Wüthrich
im Raum zu ausdrucksstarken Gruppen zusammenstellt.“

                                                                             Der Bund (mks.)

Susanne Wüthrich arbeitet mit dem Material Ton. Sie brennt Figuren und
lässt sie noch mit allen Zeichen des Formprozesses in einem Zustand er-
kalten, welcher an bizarres und verletzendes Lavagestein erinnert. Es sind
deutlich menschliche Formen, welche jedoch in ihrem Zustand geschlecht-
ich nicht definiert sind. Ihre Glasur ist einem dunkel glänzenden Metall
verwandt. Sie stehen nicht unverrückbar auf Podesten und schweren Sock-
eln. Susanne Wüthrich lässt sie durch kurze und lange Metallstäbe tragen.
Dadurch werden die Figuren der Schwerkraft entzogen, schweben und ge-
hören dem Raum an.

                                                                                 Peter Muster

Von Bedeutung ist freilich, dass Susanne Wüthrich "ihren" ureigenen Stil gefunden hat, man wird ihre Skulpturen überall sofort als die ihren erkennen. Die Wirkung dieser Skulpturen ist sehr eigenartig: Zurückhaltend, scheu, schüchtern, ruhig und unaufdringlich - das ist das Eine. Fast wie ein Paradoxon das Andere: Trotzdem sprechen dieSkulpturen den Betrachter sehr stark an, lassen ihn nicht los, fesseln ihn, machen nachdenklich, bringen ihn zum Sinnieren. Ein zweites Paradoxon: Einerseits wirken die Skulpturen sehr still, sanft, ruhig, melancholisch, traurig. Andererseits ist es aber keine deprimierende Melancholie, keine psychopatische Depressivität. Die Skulpturen verbreiten eine sanfte, stille Atmosphäre, schnörkellos, unpathetisch, nicht marktschreierisch geschäftig, aber glasklar in der Aussage, ohne wiederum plakativ banal zu wirken. "Wie schwarzgebrannte Salzsäulen stehen sie aufrecht da. Zeitlos, nackt und allein" schreibt mks in "Der Bund" - "schmale, namenlose Menschen. Aus der Ferne wirken sie hart wie Eisen, aber aus der Nähe schimmert ihre fetzigbröcklige Haut plötzlich samtig, zerbrechlich und die Spuren in den Furchen erzählen vom Erlebtem, Vergangenem." Die zitierte Kunstkritik endet mit einem Fragezeichen und bringt damit auf den Punkt die Wirkung der Skulpturen der Susanne Wüthrich: Sie stellen Fragen an uns und bewirken, dass der Betrachter ins Fragen, ins Nachdenken, ins Grübeln und ins Sinnieren kommt. Das aber ist es, was uns weiterbringt, nicht der zähnebleckende, vor Selbsbewusstsein triefende und genau nach Programmierung medienwirksame Schauspielernde, sondern der Grübler, dessen Existenz und Tun übereinstimmen, der Nachdenkende, nur der kann eigentlich die höchste Stufe des Menschen erreichen: die heitere Gelassenheit und die gelassene Heiterkeit. Und dafür, dass Sie, lienbe Frau Wüthrich, uns auf diesem Weg ein Stückchen weiterbringen, danken Ihnen die Betrachter Ihrer Skulpturen."

                                                         Laudatio von Albrecht Vogelsgesang

PRESSE